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Inkontinenz

Im Verlauf einer demenziellen Erkrankung entwickeln viele Patienten eine Inkontinenz. Nach fünf Erkrankungsjahren ist jeder zweite demenziell Erkrankte davon betroffen, nach acht Jahren sogar vier von fünf. In den ersten Phasen der Krankheit ist der Gedächtnisverlust oft die Ursache der Inkontinenz, die Betroffenen vergessen den Gang zur Toilette, finden nicht rechtzeitig den Weg dorthin oder erkennen das WC nicht mehr. Im weiteren Krankheitsverlauf nehmen Menschen mit Demenz den Harndrang oft noch wahr, doch aufgrund der Abbauprozesse im Gehirn kann die Blase nicht mehr kontrolliert werden. Anders als bei gesunden Menschen ist das Grosshirn dann nicht mehr in der Lage, den Reflex des Harndrangs eine zeitlang zu unterdrücken. Die Betroffenen erleben den Drang so zwingend, dass sie einnässen. Bei fortgeschrittener Demenz kommt es neben der Harninkontinenz oft auch zur Stuhlinkontinenz. Verliert der Demenzerkrankte ungewollt Urin oder Stuhl, gilt es für die Betreuenden als Erstes, Ruhe zu bewahren und nicht mit Ärger oder Schuldzuweisungen zu reagieren. Mit einfachen Massnahmen lässt sich der selbstständigen Gang zur Toilette auch fördern, zum Beispiel:

  • den Betroffenen einfühlsam an den Toilettengang erinnern, etwa beim Aufstehen oder vor dem Schlafengehen
  • Hindernisse zur Toilette aus dem Weg räumen
  • die Toilettentür mit Bildern oder Zeichen kennzeichnen und nachts offen lassen
  • für gute Beleuchtung in der Toilette und auf dem Weg dorthin sorgen
  • Toilettensitzerhöhung und Haltegriffe anbringen
  • auf lockere Kleidung mit einfachen Verschlüssen achten
  • auf Signale wie unruhiges Sitzen oder Zupfen an den Kleidern achten

Die Konfrontation mit Körperausscheidungen und deren Gerüchen ist unangenehm und mit Ekel oder Selbstekel verbunden. Die Betroffenen empfinden ihre Inkontinenz oft als ein Stigma der Unsauberkeit und des Kontrollverlusts, das sie auf die Entwicklungsstufe eines Kleinkinds zurückwirft. Den pflegenden Angehörigen mit einer engen Beziehung zu den Erkrankten ist es peinlich, in deren Intimbereich eingreifen zu müssen. Oft fällt es ihnen auch nicht leicht, ihren Ekel zu unterdrücken. Verständlicherweise, denn Ekel ist ein universelles Gefühl, das jeder Mensch empfindet und dem sich nur mit Mühe entrinnen lässt. Ekel ist eng verbunden mit körperlichen Ausscheidungen und eine evolutionsbedingte Schutzreaktion zum Erhalt der Gesundheit. Für Pflegende ist es deshalb hilfreich, sich diesen natürlichen Reflex einzugestehen und Strategien für den Umgang mit Ekel und Scham zu kennen. © demenzworld